Bilder der Kindheit in der Geschichte

In einem alten Buch mit dem Titel „Bilder der Kindheit, eine illustrierte Sozialgeschichte“ (Mayflower Books, New York 1979), das ich seit Jahrzehnten aufbewahre, erforscht die Autorin (A. Schorsch von der Pennsylvania Geschichts- und Museumsgesellschaft) anhand einer Sammlung von Kunstwerken, wie sich die Einstellung gegenüber Kindern im Laufe der Geschichte geändert hat. Die meisten modernen Eltern wären wohl geschockt zu erfahren, dass bis zur Reformation im 16. Jahrhundert „das Kind nichts mehr als ein niederes Tier ist“ – „der Säugling wimmernd und spuckend in den Armen der Kinderfrau“ (Shakespeare) und „Gewalt gegenüber Kindern durch die Eltern und Lehrer fand soziale Akzeptanz.“ Die häusliche „Dreieinigkeit“, bestehend aus Vater, Mutter und Kind und die familiäre Gemeinschaft, wie wir sie heute kennen, gab es bis weit ins 17. Jahrhundert nicht.
"The Mother", 1901
 

Ich wuchs in einer Zeit und an einem Ort auf, wo ein hartes Leben den Menschen nicht viele Menschenrechte zubilligte. Kinder teilten das Wenige, was sie hatten, ebenso wie die Verantwortung, sich um die jüngeren Geschwister zu kümmern. Schwierigkeiten schweißten sie zusammen und die Übernahme von Verantwortung ließ sie früh erwachsen werden.

"Child with a dove", 1901

Später wurde ich in Europa zur Kinder- und Jugendärztin ausgebildet von der Ärzteschaft, die die Rechte der Kinder vertreten soll. Ich erfuhr von Kinderpsychologen über „Geschwisterrivalität“ in Wohlstandsgesellschaften. Im Jahre 1980 war ich in Großbritannien an einem Gerichtsverfahren beteiligt und musste als Zeugin aussagen über ein Kind, das ich im Krankenhaus wegen „nicht unfallbedingter Verletzungen“ untersucht hatte. Ich fand keine offenkundigen Verletzungen. Die chinesischen Eltern wurden jedoch unter dem Verdacht auf Kindesmisshandlung angeklagt, da sie das Kind aus erzieherischen Gründen körperlich züchtigten. Vor einiger Zeit habe ich gehört, dass die Eltern einer chinesischen Familie von den örtlichen Behörden wegen angeblichen Fehlverhaltens gegenüber ihrer ältesten Tochter verwarnt wurden. Dass das Mädchen im Teenager-Alter nachts auf die jüngeren Geschwister aufpassen musste, während die Eltern noch im Restaurant arbeiteten, sei ein Verstoß gegen deutsche Kinderschutzgesetze.
"Art and Solidaity" 1960
 
Das Kind ist Teil der Familie. Die elterliche Haltung zu den Kindern und deren Behandlung stehen unter dem direkten Einfluss von Gesellschaft und Kultur. Es ist unmöglich über Gesundheit und Krankheit von Kindern zu diskutieren, ohne die gesellschaftlichen Strukturen und Lebensbedingungen der Menschen zu einer bestimmten Zeit miteinzubeziehen. Ein Blick in die Geschichte kann eine neue Sicht zu der eigenen Einstellung bringen. Es gibt mehr als nur einen Weg, die Dinge zu sehen.
"Mutterschaft" 1963
 
Ich habe hier ein kleines Album von fünf Gemälden von Picasso zusammengestellt, welche mich als Bildnisse von Kindheit und Familie berühren. „Kind mit einer Taube“ und „ die Mutter“ gehören zu seinen frühen Werken aus dem Jahre 1901. Auch das Bild „Mutterschaft“ (1963) könnte erneut vorgestellt werden, wenn wir zum Muttertag über die Mutterliebe sprechen. „Art and Solidarity“ (1960) beeindruckt mich als ein Porträit der familiären Dreieinigkeit von Vater, Mutter und Kind. 



Mit dem Gemälde „Bouquet of Peace“ wünsche ich allen Kindern und Eltern Liebe und Frieden in der Familie.

Liebe Eltern, haben auch Sie Eindrücke und Vorstellungen aus Ihrem Familienleben, die Sie mit anderen teilen möchten?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen